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Stellungnahme zur aktuellen Lage von Prokon und die Auswirkungen auf ökologische Geldanlagen


veröffentlicht am 13.01.2014 von Jamal El Mallouki


Mit seinem Schreiben vom 10.01.2014 (abrufbar unter www.prokon.net) wendet sich der Gründer und Geschäftsführer von Prokon Carsten Rodbertus an die Genussrechtsinhaber der Prokon, um sie darin aufzufordern, investiertes Kapital bis Ende Oktober dieses Jahres nicht aus dem Unternehmen abzuziehen. So soll die Liquiditätslage des Unternehmens stabilisiert und die Zahlungsunfähigkeit bis Ende Januar vermieden werden.

Prokon hat bis heute rund 1,38 Mrd. Euro Genussrechtskapital bei über 75.000 Bürgerinnen und Bürgern eingeworben, um eine expansive Unternehmensstrategie in den Bereichen Windenergie, Biogene Kraftstoffe, Biomasse und Stromvertrieb zu finanzieren. Die Genussrechte sind mit Fristigkeiten ab sechs Monaten bzw. mit einer festen Laufzeit von fünf bis zehn Jahren zu zeichnen. Die Nominalverzinsung liegt bei 6,00% zzgl. etwaiger Überschussbeteiligung von maximal 2,00% des Anlagebetrags.

Das Geschäftsmodell Prokons: Ein Schneeballsystem?

Unabhängig von der Bewertung der Vermögenslage und Kapitalstruktur des Prokon-Konzerns bestärkt der aktuelle Aufruf an die Anlegerschaft Dritte in ihrer Überzeugung, dass Prokon bei der Unternehmensfinanzierung auf ein Schneeballsystem setzt. Diese Einschätzung ist aktuell, auch unter Rücksicht vorliegender Finanz- und Jahresberichte, eine Mutmaßung. Offensichtlicher ist, dass Prokon ein massives Problem bei der Fristenkongruenz der Unternehmensfinanzierung hat. Es leuchtet ein, dass der Amortisationszeitraum langfristiger Investitionen, wie Windkraftanlagen, mit Kapitalbindungszeiträumen, wie denen des Prokon-Genussrechts, nicht vereinbar ist. Prokon setzt offenkundig auf eine hohe Reinvestitionsrate der Altanleger. Das Ziel den Genussrechtsinhabern einerseits Flexibilität durch kurze Laufzeiten einzuräumen und andererseits die Haltedauer der Genussrechtsinhaber durch eine konstant hohe Verzinsung künstlich zu erhöhen, wurde nicht erreicht. Hierin liegt wohl ein wesentlicher Grund für die aktuellen Liquiditätsprobleme.

Zum heutigen Morgen bestanden laut Prokon-Webseite Kapital-Kündigungen in Höhe von 172,72 Mio. Euro, rund 13% der zur Verfügung stehenden Eigenmittel (per 31.10.2013). Nach vorsichtigen Berechnungen benötigt Prokon rund 100 Mio. Euro des gekündigten oder durch Einwerbung neuen Kapitals, um die Planinsolvenz zu verhindern. Den Anlegern kommt im Falle einer Insolvenz zu Gute, dass Verbindlichkeiten vorrangiger Gläubiger in Höhe von circa 106 Mio. Euro bestehen (per 31.10.2013) und somit von einer relativ hohen Zuteilungsquote profitieren, sollte es gelingen die Sachwerte ohne hohe Abschläge zu liquidieren.

Mögliche Insolvenz Prokons auch ein Scheitern der Erneuerbaren Energien?

Eine Insolvenz Prokons würde sicherlich in Teilen der öffentlichen Wahrnehmung auch als Niederlage für die Erneuerbaren Energien angesehen. Jedoch gilt es im Zuge dieser Diskussion zu betonen, dass nicht das eigentliche Geschäftsmodell (insb. die Erzeugung und Vermarktung regenerativen Stroms) sondern vielmehr die Kapitalstruktur des Unternehmens Schuld an dieser Entwicklung trägt.
Für Projekte, die auf www.LeihDeinerUmweltGeld.de den Bürgerinnen und Bürgern für Beteiligungen zugänglich gemacht werden, gilt, dass die langfristige Finanzierung durch genügend Eigenkapital (der Gesellschafter oder Aktionäre) und/oder durch eine entsprechend der Amortisationszeit angemessene klassische Kreditfinanzierung durch Kreditinstitute erfolgt. So soll ein Scheitern des Projektes aufgrund mangelnder Fristenkongruenz zwischen Finanzierungs- und Investitionshorizont vermieden werden.

Zudem sind relevante Unterlagen und Informationen rund um die einzelnen Projekte von den Interessenten schon vor ihrer Investition auf der jeweiligen Projektseite abrufbar. Auch bereits aufgekommene Fragen der interessierten Bürgerschaft sind dort inklusive der jeweiligen Antworten abzurufen und für jedermann nachzulesen. Darüber hinaus haben die Anlegerinnen und Anleger auf www.LeihDeinerUmweltGeld.de die bundesweit einmalige Möglichkeit ihr Kapital in verschiedene Projekte unterschiedlicher Projektträger zu investieren. So ist jeder in der Lage, schnell und einfach Investitionen zu diversifizieren und ein individuelles Umweltportfolio abzubilden.
 
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Glossar

Wechselrichter

Wechselrichter wandeln Gleichstrom in Wechselstrom um, der in die üblichen Netze eingespeist werden kann. Photovoltaikanlagen bspw. produzieren Gleichstrom, welcher erst gewandelt werden muss.


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